25Jan/17Off
Die Kunst der Reduktion – der Pianist Yonathan Avishai
„I always felt comfortable playing less. In the beginning it wasn’t even a choice. It even came from my technical limits. I am not a very virtousic pianist. It’s hard for me playing fast“.
"Through the years and through the Modern Times-project I was using those limits as a tool and a quality. It’s a cliché, but when you have less elements than every element has more importance".
"I didn’t study a lot, to be honest. But Arnie Lawrence was an important figure. He brought a lot of that authentic feel and tradition from New York to Israel. He was focussing on the spirit of the music and not so much the technics and on theory".
23Jan/17Off
Von Eseln und Affenfischen – die Sängerin Tehila Nini Goldstein
Wie viele andere israelische Musiker ist die Sängerin Tehila Nini Goldstein vor ein paar Jahren nach Berlin gezogen. Nach Stationen in Tel Aviv und New York hat sie dort eine Familie gegründet und ihre Karriere in Schwung gebracht. Doch musikalisch ist die Sängerin an vielen Orten dieser Welt zuhause: Sie singt nicht nur jemenitische Lieder, sondern bewegt sich auch mühelos zwischen Barock-Oper und hebräischer Musik hin und her.
Für ihr Leben gern singt die Sopranistin Tehila Nini Goldstein Barockkomponisten wie Benedetto Ferrari oder Johann Hieronymus Kapsperger. Diese Leidenschaft ist auf ihrem neuen Album mit dem Titel „Monkeyfish“ unüberhörbar. Darauf finden sich nicht nur Barock-Komponisten, sondern auch Lyrik vom jemenitischen Rabbiner Schalom Schabazi aus dem 17. Jahrhundert. Eine erstaunliche Mischung, die für die israelische Sängerin mehr als typisch ist.
Tehila Nini Goldstein läßt sich in keine musikalische Schublade stecken. Zwar hat sie eine grundsolide klassische Gesangsausbildung in ihrer Heimatstadt Tel Aviv und in ihrer Geburtsstadt New York erhalten. Doch alleine damit kann man ein solch weitgefächertes musikalisches Interesse nicht erklären. Viel von dem, was heute in ihrem Gesang durchscheint, wurde Tehila Nini Goldstein sozusagen in die Wiege gelegt:
"Meine Familie ist eine jüdische Familie. Auf der Seite meines Vaters ein Mix aus Litauen und Russland. Und die Familie meiner Mutter kommt aus dem Jemen. Während meine jemenitische Großmutter schon in Israel geboren wurde, zog mein Vater mit zweieinhalb Jahren dorthin. Und zwar mit seinem Vater, der 15 Waisenkinder aus dem Jemen mit ins Heilige Land brachte. Im Jahr 1927 war das. Mein Großvater hat die ganze Reise auf dem Rücken eines Esels gemacht. Übrigens besaß auch der Cousin meiner Mutter später eine Eselfarm".
Kein Wunder also, dass nicht nur Esel, sondern auch verschiedenartige Musik im Elternhaus von Tehila Nini Goldstein eine große Rolle gespielt haben. Natürlich jemenitische Lieder, aber auch aschkenasische Musik. Diese Musik hat die Sängerin erst später für sich entdeckt. Und zwar in Form von Jakob Schönberg. Gemeinsam mit dem Pianisten Jascha Nemtsov hat die Sängerin das wegweisende Album „Another Schoenberg“ eingespielt. Von diesem im Jahr 1900 in Fürth geborenen, klassischen Komponisten gibt es ein paar wunderbare „hebräische Lieder“ – so auch das Chaluzlied „Gam hayom“.
Der europäische Teil ihrer Familie, der in New York lebte, sei immer etwas weiter von ihr entfernt gewesen, sagt Tehila Nini Goldstein. Diese Distanziertheit erstreckte sich auch auf den Gottesdienst, den sie mal durch ihren anderen Großvater, ebenfalls ein Rabbiner, kennengelernt hatte. Ihr religiöses Herz, wenn man so will, schlägt eben jemenitisch. Und das gilt auch für die Musik.
"So wuchs ich mit jemenitischer Musik auf. Ich rannte durch die Synagoge mit all den anderen jemenitischen Juden und hörte diese exotische Art zu singen. Das ist ein ganz andere Art, die Stimme zu einzusetzen. Mein jemenitischer Großvater war derjenige, der jeden Freitagabend gesungen hat. Meine Familie ist bis heute nicht religiös, aber es gab jede Menge Traditionen und ich kenne all die Segenssprüche auswendig, kenne all die Feiertagslieder. Ich würde sagen, dass ich zwar sehr traditionell bin – aber überhaupt nicht religiös. Ich bin eine schreckliche Jüdin, aber immerhin weiß ich, worauf es dabei ankommt".
Die jemenitischen Lieder, die Tehila Nini-Goldstein heutzutage singt, die kennt sie schon seit ihrer Kindheit. Ihre Großmutter hat sie einst gesungen. Zum Beispiel „Yuma weh abba“, das auch auf dem aktuellen Album „Monkeyfish“ vertreten ist. Berühmt geworden ist das Lied durch die Sängerin Archinoam Nini, besser bekannt hierzulande als Noa – eine Cousine übrigens von Tehila Nini Goldstein. Doch während Noa seinerzeit das ganze Israel Philharmonic Orchestra an ihrer Seite hatte, singt Tehila mit nur zwei Begleitern an Trommel und Chitarrone. Aber für eine derart vielschichtige Sängerin ist das völlig ausreichend.
Sferraina: Monkeyfish. Col Legno Music 2016/ helikon harmonia mundi. LC 07989.
2Jan/17Off