5Apr/17Off
Jerusalem in den höchsten Tönen
Jerusalem, Al Quds, Yerushalayim – die Goldene Stadt hat viele Namen. Nicht nur mit Worten wird heftig um sie gestritten. Sie wird auch auf vielfältigste Weise besungen, und zwar in den höchsten Tönen: in Psalmen und Gedichten, in Rocksongs oder klassischen Liedern.
Shuly Nathans herzergreifendes “Yerushalayim shel zahav”, auf Deutsch „Jerusalem aus Gold“, ist zum Klassiker geworden, den in Israel jedes Kind kennt. Das Lied ist zu einer Art inoffiziellen Hymne von Jerusalem geworden – allerdings nur unter Juden.
Der Song ist kurz vor dem Sechtagekrieg entstanden. Die Soldaten intonierten ihn, als sie ihr höchstes Heiligtum, die Klagemauer, aus jordanischer Hand zurückeroberten. Und so spiegelt sich in diesem scheinbar so hübschen Song das ganze Drama, das sich alltäglich um die “Goldene Stadt” abspielt: Ursprünglich erdacht, um die jüdische Hoffnung auf Rückkehr nach 2000-jährigem Exil in Töne zu setzen, formuliert die dritte, nachträglich hinzugefügte Strophe einen unmissverständlichen Besitzanspruch: Jerusalem – das sei die Hauptstadt des jüdischen Volkes. Dieser musikalische Zionismus blieb auch in der Musikwelt nicht ohne Widerspruch, selbst in den eigenen Reihen.
Gilad Atzmon, von dem der Song “Al Quds” stammt, ist einer der wenigen Israelis weltweit, der in seiner Heimat Israel Einreiseverbot hat, weil er Anführer der Hamas - wie er selbst sagt - zum “informellen Pausentee” getroffen hat. Das ist nicht verwunderlich: Atzmon ist bekennender Antizionist. Wie die Hamas attackiert er die Politik Israels und lebt lieber – wie er sagt – im Exil in London. Seine Musik ist eine grandiose, wenngleich streitbare Mischung aus Jazz und politischem Statement. Statt Jerusalem verwendet er den arabischen Begriff Al Quds und seine Band heißt Orient House Ensemble – benannt nach dem Hauptquartier der PLO.
Leisere Töne schlägt Else Lasker-Schüler 1943 in ihrem Gedicht Jerusalem an – ein Text ohne politische Forderung, sondern vielmehr eine Liebeserklärung an die Stadt ihrer Träume:
Gott baute aus Seinem Rückgrat: Palästina
aus einem einzigen Knochen: Jerusalem.
Ich wandele wie durch Mausoleen –
Versteint ist unsere Heilige Stadt.
Es ruhen Steine in den Betten ihrer toten Seen
Statt Wasserseiden, die da spielten: kommen und vergehen.
Es starren Gründe hart den Wanderer an –
Und er versinkt in ihre starren Nächte.
Ich habe Angst, die ich nicht überwältigen kann.
Wenn du doch kämest .....